Auszug aus der Festzeitung zum 100 jährigem Bestehen der Gemeinde
Hier findet Ihr ein Auszug aus der Festzeitung „St. Johannes Bochum – Wiemelhausen 1887 – 1987″ um 100jährigem Bestehen der Gemeinde im Jahr 1987, der die Entstehung unseres Stammes umschreibt:
„Als 1907, die Gemeinde war gerade 20 Jahre alt, auf der Insel Brownsea das erste Lager für Boy – Scouts (Pfadfinder) stattfand, konnte niemand absehen, dass 1961 in St. Johannes ein Stamm der DPSG gegründet wurde. So wirkt denn unser 25 jähriges Jubiläum, das wir letztes Jahr feierten, gegenüber dem 100jährigem der Kirchengemeinde recht bescheiden. In diesem Viertelhjahrhundert sind die Pfadfinder aber zu einem konstanten, nicht mehr wegzudenkenden Faktor der Jugendarbeit in der Gemeinde geworden, und an die 1000 Kinder und Jugendliche aus Wiemelhausen haben sich in dieser Zeit gute Erinnerungen, wertvolle Lebenserfahrungen und auch Bindungen an die Pfarrgemneinde erworben, was u.a. die Tatsache beweist, dass inzwischen schon die Kinder von Gründungsmitgliedern im Stamm tätig sind.
Dabei war das Verhältnis des Stammes zur Gemeinde immer ein lebendiges, mitunter auch nicht ganz konfliktfreies. Bereits die Gründung erfolgte in der Absicht, den Gedanken des Wettbewerbs der Verbände zu beleben. Die Initiative ergriffen 1961 Rektor Martin und Elternvertreter der katholischen Volksschule Borgholzstraße zusammen mit den damaligen Vikaren Westholt und WOlbert, weil sie sich dadurch eine Belebung der männlichen Jugendarbeit in St. Johannes erhofften. Nach dem Motto „Konkurrenz belebt das Geschäft“ sollte ein zweiter Jugendverband gegründet werden. Da bot sich die damals in der Kirche schon recht erfolgreiche Idee des katholischen Pfadfindertums in Form der Deutschen Pfadfinderschaft Santk Georg (DPSG) an.
Die Grundgedanken des Pfadfindertums „learning by doing“, „look at the boy“, „duty to god“, „scouting is fun“ (Sinngemäß: „Lernen durch Erfahung“, „Schau auf das Kind“, „Gott dienen“, „Pfadfinden macht spaß“) wurden von nun an auch in St. Johannes mit viel Engagement zur Erziehung von Jungen eingesetzt. Als erster „Stammesfeldmeister“ – so wurde der 1. VOrsitzende genannt – konnte Herrmann Groll gewonnen werden. Ihm gelang es, vom personellen und finanziellen Nullpunkt aus mit unerhörtem Arbeitseinsatz und Begeisterung für das Pfadfindertum eine Gruppe von Jungen um sich zu sammeln, aus denen bald das erste Leitungsteam erwuchs.
Das Konzept setzte sich durch: Bereits 1964 stand der Stamm auf so sicheren Füßen, dass man als einer der ersten deutschen Jugendverbände eine Beteiligung am AUstauschprogrann des gerade frisch gegründeteten Deutsch – Französischen – Jugendwerks wagte. Unter der Leitung von Kurat Franz Westhoff und Feldmeister H. Groll wurde ein deutsch-französisches Pfadfinderlager in der Rhön durchgeführt, ein Jahr später (1965 mit Kaplan Heider) fand der Gegenbesuch in Frankreich (in Paris und im Montblanc Gebiet) statt.
Inzwischen hatte die geschichtliche Entwicklung in der Gesellchaft (Studentenunruhen 1968) und Kirche (2. Vatikanisches Konzil, Gemeinsame Synode der Bistümer Deutschlands) einen Punkt erreicht, an dem viele althergebrachte Strukturen in Bewegung gerieten. Auch die DPSG und mit ihr die Wiemelhauser Pfadfinder wurden davon erfasst. Eine neue Generation von Leitern versuchte, dem Gedanken gesellschaftlicher Demokratisierung und kirchlicher Reform in der Pfadfinderarbeit zum Durchbruch zu verhelfen.
Stammesvorsitzender war Friedhelm Fründ. Natürlich gab es dabei Konflikte mit den Vertretern des traditionellen Pfadfindertums und auch mit der Gemeinde, insbesondere, als im zuge der emanzipatorischen Bewegung jener Zeit auch der Stamm St. Johannes zu einem koedukativen Verband wurde und gemeinsame Gruppenstunden und Sommerlager mit Jungen und Mädchen durchführte. Mechthild Steden (geb. Striebeck) leitete die erste Mädchengruppe (1972) und daraus sind schließlich auch, ca. ein- bis einhalb Jahrzehnte später, mit Monika Kersten und Bettina Franzen die ersten weiblichen Stammesvorstandsmitglieder hervorgegangen.
In all diesen Jahren bildeteten bis heute die immer wiederkehrenden Aktivitäten pfadfinderischen Lebens das Gerüst der pädagogischen Arbeit: Regelmäßige Gruppenstunden im Jugendheim mit Wölflingen, Jungpfadfindern, Pfadfindern und Rovern; Wochenendfahrten und Pfingstlager, Jahresaktion „Flinke Hände – Flinke Füße“, deren Erlös seit 26 Jahren Projetken der Sozialarbeit und Entwicklungshilfe zur Verüfgung gestellt wird. Den Höhepunkt unserer Aktivitäten bildet aber das jährliche Sommerlager, das uns neben verschiedenen Zielen in Deutschland (Sauerland, Rhön, Eifel) in fast alle westeuropäischen Länder führte, z.B. Norwegen, Schweden, Dänemark, Enlgand, Holland, Belgien, Frankreich, Österreich, Schweiz.
Aus Anlass des 25jährigen Jubiläums besuchten wir Rom und Umbrien. Dem Stamm gelang es auch, Impulse über die Grenzen der eigenen Gemeinde hinaus zu geben. So wurde z.B. der Pfadfinderstamm im noch jungen Neubaugebiet Bochum – Querenburg (Hustadt, Steinkuhl) von der Wiemelhauser Leiterrunde aus ins Leben gerufen und in den ersten Jahren mit Leitern versorgt. Einer, der sich dabei besonders einsetzte, ist heute Diözesanvorsitzender der DPSG im Bistum Essen: Ulrich Kenmer. Er konnte, als am 3. Mai dieses Jahres 2000 Pfadfinder in Rund des Gelsenkirchener Parkstadions als „Weggefährten“ von Johannes Paul II. ein Spalier für den Papst bildeten, dabei auch die Wölflinge und Rover seines alten-jungen Stammes aus St. Johannes begrüßen.